Sollen Erbschaften abgeschafft werden?

Wenn der Berliner Philosoph Stefan Gosepath eine Erbschaftssteuer von 100 Prozent fordert, da Erbschaften ungerecht seien, ist das eine Sache. Wenn jedoch große Medien von der ARD bis zur Berliner Zeitung dieses Thema wiederholt aufgreifen, da Erbschaften die Chancengleichheit angeblich massiv verletzen, sollte das aufhorchen lassen. „Symbolische Güter würde ich natürlich erlauben“ führte der FU-Professor gegenüber der tageszeitung weiter aus und nennt als Beispiel das „Poesiealbum der Oma“.

Mit den Einnahmen möchte der Philosoph ein „Erbe für alle Menschen“ finanzieren und in die „soziale Infrastruktur“ investieren, „weil das den Ärmsten besser zu Chancen verhilft“. Denn Erbschaften seien eine ungerechte Lotterie: „Alle sollten die gleichen Startchancen haben, damit wir eine fairere Gesellschaft bekommen.“

In Zeiten galoppierender Massenmigration dürfte diese Forderung nach gleichen Chancen für alle zunehmende Brisanz besitzen. Denn es könne nicht sein, wie die voranschreitende Ungleichverteilung zeigt, dass manche besser und andere schlechter gestellt sind.

Dabei wurde ererbtes Vermögen schon mehrfach besteuert. Die Bundesrepublik ist bereits das Land mit einer Staatsquote von fast 50 Prozent. Jeder Arbeitnehmer arbeitet ungefähr die Hälfte des Jahres für den Staat und es nicht in Sicht, dass sich die große Umverteilungsmaschinerie in Zukunft bescheiden wird. Schließlich muss über die Gleichstellungsbeauftragte bis zur erneuerbaren Energie immer mehr über den Staat und damit den Steuerzahler finanziert werden.

Dabei erwägt der Berliner Philosophie-Professor auch, das Vererben von Unternehmen zu unterbinden. Zwar hält er es für sinnvoll, den Betrieb nach Ableben des Eigentümers zu erhalten, da Arbeitsplätze daran hingen, kritisiert jedoch, dass durch die Weitergabe eines Betriebes innerhalb einer Familie sich Machtstrukturen verfestigen könnten.

Dass jedoch aus mittelständischen Familienbetrieben die besondere Wirtschaftskraft Deutschlands erwuchs, scheint dem Berliner Professor nicht bekannt zu sein, denn nur ein Erbe empfindet besondere Verantwortung gegenüber dem, was vorangegangene Generationen aufgebaut haben.

Überdies wird die Abschaffung des Erbens neben der Genderideologie zu einer weiteren Schwächung der ältesten vorstaatlichen Institution, nämlich der Familie führen, was sicher gerne in Kauf genommen wird:

Auflösung der traditionellen Familie, Transformation der Wirtschaft zur Klimarettung, das deutsche Volk als soziales Konstrukt … die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Der Staat wurde für die Vordenker des Kulturmarxismus längst zum Erfüllungsgehilfen der permanenten Revolution.

Ein Vorbild sieht der Professor der Freien Universität entsprechend in der Französischen Revolution, die, wie Graf Huyn in „Ihr werdet sein wie Gott“ herausstellte, die Vorstellung eines Staates prägte, für den die Menschen allenfalls noch Werkzeuge zur Verwirklichung des von Rousseau postulierten „Gemeinwillens“ sind. „Jeder von uns stellt seine Person und seine ganze Kraft gemeinschaftlich unter die oberste Leitung des Gemeinwillens“ heißt es im „Contrat social“.

Daraus wurde später bei dem für die Marxisten so wichtigen Hegel: „Der Staat ist nicht um der Bürger willen da; man könnte sagen, er ist der Zweck, und sie sind seine Werkzeuge“ und weiter schrieb Hegel: „Alles, was der Mensch ist, verdankt er dem Staat; er hat nur darin sein Wesen.“

Huyn bezeichnet diese Hegel-Interpretation als Voraussetzung für den modernen Totalitarismus. Erst aus der Gleichheit aller könne Gerechtigkeit für alle erwachsen. Die Abschaffung von Erbschaften ist nur ein Schritt unter vielen und der postmoderne Nanny-Staat nur der Wegbereiter für die angedachte „gerechte Gesellschaft“, in der alle Menschen von Geburt an gleichgestellt sind, der Staat zur großen „Familie“ geworden ist und der Einzelne sich ganz den durch hehre Zirkel vorgegebenen „gemeinsamen Zielen“ widmet.

Insofern muss die ins Spiel gebrachte Forderung nach einer Erbschaftssteuer von 100 Prozent ernst genommen werden. Wir befinden uns in einem absichtsvoll betriebenen Prozess beständiger gesellschaftlicher Umgestaltung und die Vorstellung, „dass langsam genug sei“, wird sich als Täuschung erweisen.

Zu Huyns Grundlagenwerk bitte hier entlang: https://www.ruhland-verlag.de/Titel/ihr-werdet-sein-wie-gott

Weblinks:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/vermoegensverteilung-ein-grunderbe-wuerde-millionen-helfen-und-die-wirtschaft-staerken-a-0c1ecd41-eabd-44bf-93b4-9621947eff1a

https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/60-000-euro-grunderbe-fuer-alle-ueber-18-jaehrige-umverteilungsplan-der-jusos-a4469608.html

https://www.deutschlandfunk.de/erbschaften-sollten-abgeschafft-werden-100.html

https://taz.de/Philosoph-ueber-Abschaffung-von-Erbe/!5936644/

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