Walter Flex: „Der Wanderer zwischen beiden Welten. Ein Kriegserlebnis“

Der Erste Weltkrieg war für viele Autoren ein literarisches Erweckungserlebnis. Während der Zweite Weltkrieg (zumindest in Deutschland) kaum Literatur hervorbrachte, stieß das erste große Kriegsbeben in Deutschland eine wahre literarische Produktionsflut an. Bis auf Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“ und Remarques „Im Westen nichts Neues“ sind jedoch die meisten Titel heute in Vergessenheit geraten. Dabei waren viele von ihnen Bestseller, die für zwei Generationen zur prägenden Literatur wurden. Das dünne Büchlein „Der Wanderer zwischen beiden Welten. Ein Kriegserlebnis“ des 1917 gefallenen Kriegsfreiwilligen Walter Flex, war eines der erfolgreichsten und zählt zu den sechs meistverkauften deutschen Bücher im 20. Jahrhundert.[1] Ein Bestseller nach dem Ersten Weltkrieg, geriet es im geteilten Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch schnell in Vergessenheit. Hintergrund dürfte weniger seine Schilderung des Kriegserlebens selbst sein, als der Vorwurf, „völkischen Nationalismus“[2] zum Ausdruck zu bringen.

Das ist allerdings eine unberechtigte Simplifizierung des Kriegsbüchleins von Walter Flex. Nicht nur attestieren solch pauschale Abwertungen denjenigen, die sie ausstellen, das Stigma der Unfähigkeit sich in einen komplementären historischen Kontext hineinzuversetzen. Vielmehr dürfte die Etikettierung des Büchleins als „nationalistisch“ seinen Hintergrund auch in der profunden Kritik haben, die Walter Flex schon während des ersten Weltkriegs an der damals aufkommenden Eine-Welt-Ideologie mit ihrem konsumorientierten Egoismus äußerte:

„Nicht nationale, sondern sittliche Forderungen sind’s, die ich aufstelle und vertrete. Was ich von der ‚Ewigkeit des deutschen Volkes‘ […] geschrieben habe, hat nichts mit nationalem Egoismus zu tun, sondern ist ein sittlicher Glaube,  der sich selbst in der Niederlage […] verwirklichen kann….

Eine klare Grenze habe ich freilich immer festgehalten: ich glaube, daß die Menschheitsentwicklung ihre für das Individuum und seine innere Entwicklung vollkommene Form im Volke erreicht, und daß der Menschheitspatriotismus eine Auflösung bedeutet, die den in der Volksliebe gebundenen persönlichen Egoismus wieder freimacht und auf seine nackteste Form zurückschraubt“[3]

Die Eine-Welt-Ideologie, die Utopie einen grenzenlosen vereinigten Weltrepublik, in welcher die Menschheit keine Staaten, Völker und Unterschiede mehr kennt, wird also in den blanken Egoismus des Individuums münden. Die entstehende Plastikwelt, die bedingungslose Konsumorientierung der westlichen Gesellschaften und die ungehinderte Massenmigration aus dem islamischen Kulturkreis und Regionen wie Afrika in die westlichen Konsum- und Wegwerfgesellschaften ist das sichtbare Ergebnis dessen, was Walter Flex in seinen Briefen als Menschheitspatriotismus beschrieb.

Wir dürfen daher den von Walter Flex beschriebenen „sittlichen, deutschen Patriotismus“ als eine Art (aus heutiger Sicht) ungeheuerlichen Gegenentwurf zur fanatisierten Konsum-, Migrations- und Eine-Welt-Ideologie der Jetztzeit begreifen und verstehen, weswegen seine Bücher, nicht mehr „in Frage kommen.“ Dies zeigt sich auch in dem, was Walter Flex an Betätigungsfeldern für die Jugend aufstellt:

„[…] denn das seien die sieben ritterlichen Künste der neuen deutschen Jugend: Singen, Wandern, Turnen, Schwimmen, Fechten, Tanzen und Reiten […]“[4]

Das steht ganz sicher konträr zu den heutigen Künsten der Jugend, die man spaßeshalber etwa so auf den Nenner bringen könnte:

„Smartphone, WhatsApp, Youporn, Gaming, Drogen, Shopping, Burger und Übergewicht.“

Was als Résumé bleibt ist, sich den Gegenentwurf eines Walter Flex, gerade auch aufgrund seiner christlichen Perspektive, noch einmal anzuschauen. Das Büchlein ist heute gebraucht für wenige Euro zum Beispiel bei Amazon zu haben.

Herzliche Grüße

Benjamin Kaiser

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Flex

[2] Ebd.

[3] Zitiert aus dem Nachwort von Martin Flex unter: Walter Flex: Der Wanderer zwischen beiden Welten. Ein Kriegserlebnis, München und Berlin 1924, S. 100.

[4] Ebd. S. 30.

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